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Wandern in Belgien für Anfänger – Teil 2

Wandern in Belgien für Anfänger_Teil 2 - Reisebericht
Beitrag von Jolly

Hier kommt die Fortsetzung meiner Entdecker-Tour durch Belgien. Ich wandere eine wunderschöne Route durch unser Nachbarland, entdecke Dornröschens Zweitwohnsitz, festige meinen Französisch Wortschatz, komme endlich in einen kulinarischen Hochgenuss und tappe am Ende noch in die kleinste Touristenfalle der Welt.

Belgien und ich - die Fortsetzung

Dies ist Teil 2 unserer Belgientour. Teil 1 findest du hier.


Ein Ort um die Welt zu vergessen

Es ist unglaublich - auch am zweiten Tag hatten wir absolutes Kaiserwetter! Wir schliefen gemütlich aus, genossen in aller Ruhe das liebevoll für uns zubereitete Frühstück und machten uns anschließend auf zur nächsten Wandertour.

Heute gibt es gleich zwei Schlösser! Ganz bestimmt!

Die Wanderung Nr. 24 aus dem schon bewährten Wanderführer des belgischen Tourismussverbandes versprach ein paar mehr Höhenmeter und eine längere Strecke - aber eben auch gleich zwei Schlösser und eine schöne Aussicht!

Wandern in Belgien für Anfänger - jollyandluke.de

Die Route ist wirklich gut beschrieben und ausgewiesen

Wir starteten am Wanderparkplatz von Gendron, direkt am kleinen Bahnhof des Ortes. Der erste Streckenabschnitt führt an der Lesse entlang und war, mit Ausnahme der Eisenbahnbrücke, die es zu überqueren galt, flach. Er führte bis zum ersten Schloss - dem Château de Walzin.

Als wir um die letzte Kurve bogen und das Schloss ins Sichtfeld geriet, blieb mir der Mund aus gleich zwei Gründen offen stehen.

Der Erste war Enttäuschung: Das Schloss steht hoch oben auf einer Klippe und wir waren zusätzlich durch die Lesse von dem Schloss getrennt… War wohl wieder nix mit Schlossbesichtigung…

Der zweite Grund war totale Begeisterung: Es ist ein wahnsinnig toller Anblick, wie das Schloss oben auf der Klippe thront und die Lesse sich zu seinen Füßen dahin schlängelt! Das machte alles wieder wett!

Wir gingen die kleine Sackgasse bis zum Ende und nutzen dieses schöne Fleckchen Erde für unsere Mittagspause. Belohnt wurden wir für diese Extrameile mit einem grandiosen Bild: eine alten Mühle, schmiegt sich dort an die Steilwand unter dem Schloss und strahlt einfach Idylle pur aus. Die neugierigen Enten, die uns begrüßten machten das Bild einfach perfekt!

Wandern in Belgien für Anfänger - jollyandluke.de
An diesem Platz ist die restliche Welt, der Alltagsstress und alle Hektik plötzlich egal und vergessen! Es ist einfach nur verdammt schön!

Mini-Info zu meiner Foto-Ausrüstung:

Beim Wandern bin ich gerne mit möglichst leichtem Gepäck unterwegs. Auch dieses Mal habe ich meine große Kamera (diese hier*) mit ihren ganzen Objektiven für Wanderungen zuhause gelassen und war mit meinem neuen fotografischen Spielzeug, ​der Canon PowerShot G7 X* unterwegs. Es war der erste Testlauf mit dieser Kamera und ich bin bisher sehr zufrieden – leicht, große Lichtstärke, schnell, leise und liegt recht gut in der Hand für eine Kompakte Kamera!


Ich als Prinz vorm Dornröschen-Schloss

Gestärkt machten wir uns an den Aufstieg, der mit einem tollen Panoramablick über das Tal der Lesse belohnt wurde. Der Wanderführer empfahl für die Strecke Sonnencreme mitzunehmen - uns wurde etwas später klar, dass das nicht umsonst da stand. Nur - wer denkt Anfang April an sowas?

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Die Belohnung für den Aufstieg!

Durch Furfoz durch ging es weiter zum nächsten Schloss, dem Château de Veves - das sah auch toll aus!

Von weitem schon sieht es aus, wie ein wunderschönes Dornröschenschloss.

Wandern in Belgien für Anfänger - jollyandluke.de

Das Château de Veves - ein kleines Dornröschenschloss

Kinder liefen über den Vorplatz des Schlosses - vermutlich eine Schulklasse. „Großartig!“, dachte ich, „Endlich mal ein Schloss, das ich aus der Nähe bestaunen kann!“....
Tja. Oder auch nicht!

Enttäuscht fiel mein Blick auf die Tafel am Toreingang. Dort stand für das heutige Datum ein rotes Schildchen und direkt daneben, mein erst gestern gelerntes Wort: „Fermé!“. *Arrrgghhh* Das konnte doch nicht wahr sein!

Also doch ein echtes Dornröschen Schloss - mit Rosenhecke und ich war der dumme Prinz, der draußen steht und nicht reinkann. Hmpf!

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Wie soll es auch anders sein - Fermé!

(Ich möchte an dieser Stelle eigentlich nicht zugeben, dass es möglicherweise auch ein paar winzige Nachteile haben kann, wenn man nur das Nötigste plant… Damit euch nicht das Gleiche passiert, geht es hier zu den Öffnungszeiten des Schlosses. Wobei… wenn ihr ganz sicher gehen wollt, dann ruft am besten einfach dort an, denn laut Homepage hätten sie aufhaben müssen…)

Zum Abschluss wollten wir uns übrigens noch ein kühles Getränk in der angepriesenen Auberge de la Lesse genehmigen… Allerdings, wie sollte es anders sein? „Fermé!“

Und Überraschung: an dieser Stelle mochte ich dieses Wort nicht mehr so besonders…

Wir gingen stattdessen noch einmal die paar Meter bis zur Lesse und gesellten uns zu den Kanufahrern, die dort am Kiosk gemütlich etwas tranken. Gefiel uns auch viel besser, anstatt in der Auberge direkt an der Straße zu sitzen. Die Kioskbesitzerin hatte sich sogar die Mühe gemacht ein bisschen deutsch zu lernen um ihren Kunden entgegen zu kommen - dabei hatte ich: „Un’eau s'il vous plaît!“, mittlerweile sogar auch schon gelernt!


Meine Bewertung der zweiten Wander-Route

Diese Wanderung hat mir noch besser gefallen, als die gestrige. Insgesamt haben wir für die Wanderung 4,5 Stunden gebraucht -inklusive Pause. Die Wegbeschreibung war wieder richtig gut! Auf einem kurzen Streckenabschnitt sollte die Markierung fehlen und es wurde ganz hervorragend beschrieben, wo wir lang gehen mussten. Mittlerweile ist die Markierung allerdings schon wieder gut sichtbar angebracht.

Das Geländer der Eisenbahnbrücke war nicht überall so richtig gut in Schuss und teilweise war der Weg ein wenig schlammig, aber im April habe ich Schlimmeres erwartet. Die lange Steigung war schon anstrengend, ist aber gut schaffbar, auch wenn man (wie ich) nicht gerade Bergsteigen trainiert.

Die Burgen, der Ausblick und die generell schöne Landschaft machen mich für diese Wanderung sicher bald zum Wiederholungstäter!


Belgien Kulinarisch - ein großartiges Restaurant, wo ich es nie vermutet hätte

Unsere Herbergswirtin hatte uns für unseren Abschlussabend einen ganz großartigen kulinarischen Tipp gegeben!

Wandern in Belgien für Anfänger - jollyandluke.de

Das Café de la Gare in Profondeville! Das war wortwörtlich direkt um die Ecke von unserer coolen Unterkunft*: ein kleines Restaurant, innen eingerichtet wie ein Schiff mit vielen gesammelten Antiquitäten zum Thema Tauchen.

Eine Wahnsinns-Atmosphäre!

Der Laden war voll - wir ergatterten gerade noch einen kleinen Tisch für Zwei - und das an einem Dienstag, in diesem winzigen Kaff! Alles voll mit Belgiern, die gutes Essen kennen und lieben! Eine Karte gab es nicht, nur eine Tafel, die vom Chef persönlich gutgelaunt vorgestellt wurde.

Wir bestellten mit Hilfe des netten Typen am Nachbartisch (der Laden war so gemütlich, dass man sich zwangsläufig unterhielt) und waren sehr gespannt. Ich mach es kurz, bevor ich mich hier in kulinarischem Geschwafel verliere: Wir wurden nicht enttäuscht, denn der Laden hielt, was er versprach! Allein der Gruß aus der Küche… Hach, probiert es am besten einfach selbst aus!


Die kleinste Stadt der Welt - Durbuy

Zum Abschluss unseres Kurzurlaubs schauten wir uns auf dem Heimweg noch Durbuy an. Das Örtchen, das sich selbst die kleinste Stadt der Welt nennt:

Laut einer Infotafel hatte die kleine Stadt an der Ourthe eine ruhmreiche Vergangenheit (wurde nicht näher erläutert) und konnte aus dieser Zeit den Stadtstatus bis heute erhalten.

Kleinste Stadt der Welt? Ich hab’s nicht nachgemessen, aber 550 Meter ist für eine Stadtmauer, die einmal komplett rum geht tatsächlich nicht viel… Könnte also hinkommen.

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Durbuy - die kleinste Stadt der Welt wirkt ein bisschen wie die Kulisse für einen historischen Film - zumindest, wenn man Restaurants und Touristen wegdenkt.


Was kann die kleinste Stadt der Welt?

Sie hat eine schöne Burg in ihrer Mitte. Drei mal dürft ihr raten: Sie ist natürlich in Privatbesitz und daher auch - richtig! - „Fermé!“. Der Rest des Städtchens besteht neben der Kirche und der Tourist-Info hauptsächlich aus Übernachtungsmöglichkeiten, kleinen Geschäften mit kulinarischen Besonderheiten (auch alle: „Fermé!) und Restaurants.

Ich würde jetzt nicht gleich so weit gehen, das Ganze eine Touristenfalle zu nennen, denn immerhin ist das mittelalterliche Flair erhalten geblieben, aber… na gut ok! Doch! Ich meine: Es fährt sogar eine kleine Touristen-Bimmel-Bahn…

Wir haben uns also da wir ja einmal da ware, die ganze - Ja! Die ganze! - Stadt angeguckt (ohne Bimmelbahn). Dabei haben wir uns sogar in der Vorsaison an asiatischen Touristengruppen vorbeigeschlängelt. Wir sind dann nach einem kurzen Snack (für zuviel Geld natürlich), eine Stunde nach unserer Ankunft recht zügig wieder gefahren.

Nicht der schönste Abschluss, aber wir dürfen jetzt behaupten, dass wir in der kleinsten Stadt der Welt gewesen sind… "Yay!" & Check! ✔


Mein Fazit zur Belgien-Entdecker-Tour

Bei uns im Grenzgebiet sprechen die meisten Belgier Deutsch. Viele Aachener wohnen sogar in Belgien. 1,5 Stunden weiter ins Landesinnere aber ist man schon tief im frankophonen Gebiet. Ich weiß nicht warum, aber das hat mich tatsächlich überrascht.

Die Schilder sind in französisch und alternativ noch in niederländisch gehalten. Einige Infotafeln halten noch einen englischen Text bereit - ganz wenige nur einen deutschen. Viele Stellen erinnern mich auch von Flair und Atmosphäre her an unseren Frankreichurlaub.

All das trägt dazu bei, dass man sich wirklich weit weg vom Alltag fühlt - wie im Urlaub eben.

Verdammt viel Urlaubsgefühl nur 1,5 Stunden von zuhause entfernt. Das und eine tolle Landschaft mit vielen schönen alten Chalets, hat Belgien zu bieten!


Ich werde definitiv demnächst auch mal die ein oder andere Tagestour dorthin machen - ist ja quasi ums Eck und es lohnt sich wirklich!


Warst du schon in Belgien?

Kannst du mir eine Ecke oder eine bestimmte Wanderung empfehlen?
Ich bin gespannt, auf dein Feedback! Hinterlasse mir einfach unten einen Kommentar, oder schreibe mir eine Nachricht!

Du hast den ersten Teil unserer Belgien-Tour verpasst?

Hier geht’s zum Artikel und das kannst du dort lesen:

  • zwei Aachenerinnen, die noch nie wirklich in Belgien waren
  • ein Kurzurlaub (fast) ohne Vorbereitung
  • eine wunderschöne Unterkunft direkt an der Maas
  • der einzige Wanderführer, den man in Belgien als Anfänger braucht
  • eine Geschichte von Ruinen, schönen Landschaften und gefährlichen, wilden Tieren
  • ich lerne Französisch - oder so ähnlich.


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