Reisegeschichten Spontanreisen

[Gastartikel] Ein paar Gedanken zum Spontanreisen

Spontanreisen Chrissies Gedanken
Beitrag von Chrissie
[GASTARTIKEL] Chrissie ist hoffnungslos anglophil und schreibt daher normalerweise alles nur auf Englisch – nachzulesen auf Inside Chrissie’s Mind. Um an der Blogparade zum Spontanreisen teilnehmen zu können, hat sie sich jedoch ein Herz gefasst und einen deutschsprachigen Gastartikel geschrieben:

 

Ein paar Gedanken zum spontanen Reisen

Spontanreisen – das scheint auf den ersten Blick gar nicht so zu mir zu passen, wo ich doch der ultimative Grübler bin. Immer muss ich alles ewig überdenken, bevor ich mich zu einer Entscheidung durchringe. Aber stimmt das wirklich? Immer? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Gegenbeispiele fallen mir ein.

 

Nehmen wir doch einfach mal meine Urlaubsplanung 2014:

Ich wollte gerne nach Jordanien oder Israel. Oder endlich mal wieder nach Großbritannien. Wochen-, wenn nicht gar monatelang habe ich Kataloge gewälzt, im Internet recherchiert, mögliche Routen aufgestellt. Und wo bin ich dann hingefahren? Nach Armenien und Georgien. Genau. Ganz was anderes. Ziemlich spontan habe ich alle Pläne über den Haufen geworfen und eine Rundreise durch die Kaukasusregion gebucht. Trotz aller vorheriger Planerei, und es war eine der spannendsten Reisen, die ich je unternommen habe.

Ich muss sagen, dass ich völlig aus dem Blauen heraus mein Herz ein bisschen an diese Region verloren habe.

Spontanreisen Khor Virap Armenien

Khor Virap | Armenien

 

Oder mein Besuch im Vereinigten Königreich im letzten Frühjahr:

Hin- und Rückreisedatum standen fest. Also, ehrlich gesagt zuerst ja nur der Hinflug. Wann ich zurück reisen würde, habe ich erst ein paar Wochen später entschieden… Sicher war aber, dass am Anfang ein paar Tage London auf dem Programm stehen würden. Nach Cambridge wollte ich aber auch und Norfolk stand auch schon so lange auf der Liste. Oder doch endlich noch mal nach Yorkshire fahren? Oder nach Oxford? Oder… oder… oder… Die tatsächliche Route stand dann letztendlich einen Tag vor Abflug fest und an dem Tag habe ich auch erst die Unterkünfte außerhalb Londons gebucht. Die Zugtickets habe ich nach dem Schauen-wir-mal-was-passiert-Prinzip vor Ort gekauft. Hat alles toll geklappt!

Spontanreisen Phone Boxes, England

 

Noch ein Beispiel? Oder zwei?

Neuseeland 2013. Geplant war, mich mit Fernreisebussen fortzubewegen. Stattdessen habe ich anderthalb Tage vor dem Abflug doch noch einen Mietwagen gebucht. Die Route stand grob, aber die Details habe ich vor Ort entschieden, und auch meine Hostelbuchungen kurzfristig daran angepasst. Auch das hat anstandslos funktioniert und ich würde das jederzeit wieder so machen – ein Roadtrip durch Neuseeland ist halt was Feines, selbst mit so wenig Planung.

Spontanreisen Lake Tekapo, New Zealand

Lake Tekapo, New Zealand

 

Spanien 2009. Geplant waren zwei Wochen Sprachurlaub in Alicante. Sowohl die Unterkunft als auch die Sprachschule waren absolut grottig. Daher bin ich mir nichts, dir nichts dort abgehauen und nach Mallorca gejettet. Wander- statt Sprachurlaub. War super!

Bin ich etwa doch eine Spontanreisende?

Wenn ich noch länger darüber nachdächte, fielen mir bestimmt noch jede Menge andere Geschichten ein. Das beste Beispiel ist natürlich die Aktion, als ich statt eines Auslandssemesters in Großbritannien plötzlich ein Jahr in Australien verbrachte. Definitiv eine der allerbesten Entscheidungen, die ich je getroffen habe! Und das völlig spontan.

Oder der Umzug nach Großbritannien 2005 – innerhalb eines Monats war ich weg. Job gekündigt, Nachmieter gesucht, Krempel eingelagert und ab dafür. Ich glaube, das muss so.

Die besten Entscheidungen kommen eben doch aus dem Bauch, und nicht aus der Schaltzentrale im Kopf!

 

Und die Moral von der Geschicht‘?

Scheut euch nicht, einfach mal die Koffer zu packen und ohne große Planung zu verreisen. Das geht erfahrungsgemäß viel reibungsloser, als die meisten Leute glauben. Auch wenn viele vor Schreck Schnappatmung bekommen, wenn ich einen Tag vor Abreise noch nicht alle Unterkünfte durchgeplant habe – das läuft alles ganz locker und man kann flexibel agieren und sich nach Lust und Laune anschauen, wonach einem gerade der Sinn steht.

Wer will denn schon seinen Urlaub, die schönste Zeit des Jahres, durchexerziert haben wie ein berufliches Projekt? Wo bleiben denn da der Spaß und Abenteuergeist?

Man muss es ja nicht gleich übertreiben und sein Leben über den Haufen werfen und ans andere Ende der Welt ziehen… (But then again, warum eigentlich nicht?!)

Was soll denn schon groß passieren? Ungeplantes kommt einem sowieso immer in die Quere; als ob man für alle Eventualitäten planen könnte. Ihr wisst doch:

„Life is what happens while you’re busy making other plans.“

Es lohnt sich daher sehr, auch bei der Urlaubsplanung mal einen Gang runter zu schalten und die Dinge auf sich zukommen zu lassen.

Viele der besten Erlebnisse meines Lebens und nettesten Bekanntschaften haben sich durch spontane Reisen ergeben und ich möchte sie gegen nichts in der Welt eintauschen.

Wenn ich mich jedoch immer an die ursprünglichen Pläne gehalten hätte, wäre mein Leben um zahllose bereichernde Erlebnisse ärmer.

Daher: Ein Hoch auf das Spontanreisen!

Spontanreisen Near Vardzia, Georgia

Near Vardzia, Georgien

 


 

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Mehr über Chrissie, ihre Reisen, ihre Bücher und alles, was sonst noch in ihrem Kopf herumschwirrt, kannst du auf ihrem Blog nachlesen: www.insidechrissiesmind.com.

2 Kommentare

  • Schöner Artikel, der es mal wieder sehr gut auf den Punkt bringt: von länger Hand geplant ist das eine, die Offenheit für das Ungeplante das andere. Viele schöne Erlebnisse passieren genau dann, wenn man ein wenig Offenheit mitbringt & sich auf Dinge einlässt & vor Ort auch mal spontan umplant und neu entscheidet.
    Danke für deine Reiseerlebnisse Chrissie.

    Viele Grüße Kirsten

    • Hallo Kirsten,

      vielen Dank für Deinen netten Kommentar! Ich freue mich, dass auch andere die Meinung teilen, dass viel Schönes und Gutes aus Ungeplantem entstehen kann. =)

      Viele Grüße
      Chrissie

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